Was muss ich beachten, wenn ich einen Online-Shop eröffnen will? Worum muss ich mich kümmern und was ist zu klären?

Diese Fragen beantworte ich im folgenden Artikel. Hier geht es zuerst um einen Überblick – in nächster Zeit werde ich auf die einzelnen Themen detaillierter eingehen.

Wie sind Sie positioniert?

  1. Sind Sie ein stationärer Händler mit eigenem Ladengeschäft oder fangen Sie bei Null an?

    Stationäre Händler verfügen bereits über einige Voraussetzung, wie z. B. eine Lagerhaltung, eine Warenwirtschaft. Dinge, um die Sie sich bei einem kompletten Neustart erst noch kümmern müssen. Bei Neugründungen ist zudem das Schreiben eines Business- und Finanzplans dringend angeraten.

  2. Wettbewerb & Preisdruck

    Im Online-Handel herrscht eine hohe Preistransparenz und damit auch ein hoher Preisdruck. Mit einer Recherche sollten Sie klären, welches Preisniveau für die Artikel des Sortiments online herrscht. Damit können Sie abschätzen, welche Teile Ihres Sortiments Sie profitabel anbieten können. Nicht immer ist der Preis aber das alleinige Kriterium – eventuell können Sie einen Mehrwert anbieten, der einen höheren Preis als die Konkurrenz rechtfertigt.

  3. Welches Budget steht zur Verfügung?

    Die Frage nach der Profitabilität ist auch entscheidend für die Kalkulation Ihres Budgets für den eigenen Online-Shop. Aufbau und Betrieb kosten Geld.

Welche Art der Lösung soll es sein?

  1. Plattform, Miete oder komplett eigener Shop?

    In den Online-Handel können Sie auf verschiedenen Wegen einsteigen: Plattformen wie Amazon oder eBay, gemietete Software wie von Jimdo oder Spotify oder ein komplett eigenständig betriebener Online-Shop bilden das Spektrum. Jede Form kommt mit verschiedenen Vor- und Nachteilen und unterschiedlichen Kostenmodellen.

  2. Stand-Alone-Shop oder in die Website integriert?

    Wenn die Wahl auf einen eigenen Shop gefallen ist, bleibt zu klären: Soll er losgelöst von Ihrer Website stehen oder in die Website integriert sein? Bei einer Integration können Website und Shop wechselseitig stark profitieren – aber nicht jede Software unterstützt dies.

  3. Welche Shop-Software soll es sein?

    Die Antworten auf die vorherigen Fragen brauchen Sie, um sich für eine konkrete Shop-Software entscheiden zu können. Jede Software hat ihre Stärken und Schwächen und eignet sich für bestimmte Einsatzszenarien.

Wer baut den Shop?

  1. Selbst machen - oder machen lassen?

    Wie viel Zeit wollen Sie in den Bau Ihres Online-Shop stecken? Wenn Sie noch nicht über technisches Know-How verfügen, sollten Sie auch Lern-Zeit einkalkulieren. Ein Dienstleister nimmt Ihnen nicht alles, aber sehr viel ab. Kostet aber natürlich.

  2. Optional: Auswahl eines Dienstleisters

    Wenn Sie sich für die Ausführung durch einen Dienstleister entscheiden, geht es an die Auswahl. Eine langjährige Erfahrung eines Dienstleisters hilft sicher. Aber mindestens genauso wichtig: der Dienstleister muss auf Sie eingehen und Ihnen zuhören. Was hilft Ihnen Erfahrung, wenn Ihnen eine 08/15-Lösung gebaut wird, die nicht auf Ihre Situation angepasst ist? Jede Lösung ist individuell.

Recht & Steuern

  1. Anmeldungen & Genehmigungen

    Wenn Sie aus dem Stand gründen und einen Online-Shop planen, denken Sie an die Gewerbeanmeldung. Nur in wenigen Ausnahmefällen kommen Sie darum herum. Bei bestimmten Warengruppen, z. B. Lebensmitteln, kommen noch weitere Genehmigungen dazu.

  2. AGB

    Für Ihren Shop brauchen Sie AGBs. Und dafür brauchen Sie rechtliche Beratung. Das führt Sie aber nicht zwangsläufig zum Anwalt – auch Kammern, Innungen und Verbände verfügen über rechtliches Know-How und können Sie beraten.

  3. Datenschutz

    Bei allem, was online passiert, fallen Daten an. Und die sollten Sie unbedingt schützen. Nicht nur, weil es rechtliche Vorschriften gibt: Datenschutz stiftet Vertrauen und das ist eine der wichtigsten Währungen im Online-Handel.

  4. Wollen Sie ins Ausland verkaufen?

    Wenn Sie nicht nur innerhalb Deutschlands verkaufen wollen, kommt Verwaltungskram auf Sie (oder Ihren Steuerberater) zu. Für die Entrichtung der fälligen Umsatzsteuer sind länderspezifische Punkte zu beachten und Anmeldungen vorzunehmen.

Zahlungsverkehr

  1. Welche Zahlungsweisen anbieten?

    Wichtiger Erfolgsfaktor im Onlinehandel ist die Verfügbarkeit von beliebten Zahlungsweisen. Kreditkarte, PayPal, Amazon Pay, Sofortüberweisung etc.

  2. Dienstleister auswählen

    Für die Abwicklung der Bezahlung brauchen Sie einen (oder mehrere) Dienstleister. Nicht alle unterstützen alle gewünschten Zahlungsweisen.

  3. Geschäftskonto

    Wenn für das Unternehmen noch kein Geschäftskonto eingerichtet ist: für den Start eines Online-Shops ist das dringend zu empfehlen. Die Vielzahl an Zahlungsvorgängen lässt sich so am besten handhaben.

Lager & Warenbestand

  1. Warenwirtschaft vorhanden?

    Wenn Sie bereits über eine Software für die Warenwirtschaft verfügen – perfekt. Die Bestände sollten auch zeitnah im Online-Shop widerspiegeln – sonst können Sie im Shop die Warenverfügbarkeit nicht zuverlässig anzeigen.

  2. Lagerkapazität vs. erwartete Verkäufe

    In die gleiche Kerbe schlägt folgende Frage: reicht Ihre Lagerkapazität auch für die erwarteten Verkäufe über den Online-Shop aus?

  3. Zulieferung zeitnah möglich?

    Nicht immer muss es ein großes Lager sein. Wenn der Zulauf neuer Ware sichergestellt ist, braucht es weniger Lagerfläche.

Versand & Retouren

  1. Welcher Versanddienstleister?

    Die Bestellungen müssen versendet werden. Die Versandkosten differieren teilweise stark zwischen den verschiedenen Firmen. Einige bieten spezielle Staffeln für Versandhändler an – hier gilt es zu kalkulieren.

  2. Versandmaterial

    Ihre Waren sollen heil beim Kunden ankommen. Kartongrößen und Füllmaterial müssen auf Ihr Sortiment abgestimmt sein.

  3. Frankierung & Adressierung

    Das Paket braucht einen Empfänger und fast immer auch ein Etikett. Hier gibt es verschiedene Wege, vom Drucker am PC bis zum speziellen Etikettendrucker.

  4. Fulfillment-Dienstleister

    Für die Anfangsphase vielleicht nicht der entscheidendste Punkt, aber je nach Situation wichtig: wollen Sie Versand und Retouren-Bearbeitung in die Hände eines Dienstleisters geben?

Die Bauphase: Der Shop entsteht

  1. Kundenbereich entwerfen

    Welche Funktionen soll ein angemeldeter Kunde in Ihrem Shop nutzen können? Bestellhistorie, Newsletter, Rabattaktionen – die Möglichkeiten sind vielfältig.

  2. Einrichtung der Software

    Je nach gewählter Lösung geht es jetzt daran, die Technik ans Laufen zu bekommen.

  3. Design des Shops

    Wie ein Online-Shop optisch wirkt ist das Äquivalent zur Ladeneinrichtung. Das Design kommuniziert auch etwas über Sie. Doch nicht nur gestalterische Aspekte sind wichtig: entscheidend ist eine reibungslose Benutzerführung. Sonst landen zwar Artikel im Warenkorb, aber die Kunden kommen nie an die Kasse.

  4. Schnittstellen zu bestehenden Systemen

    Ihr Shop liefert Daten für weitere System. Die Warenwirtschaft ist das beste Beispiel, aber auch die Frankierung und die Zahlungsabwicklung sind wichtig. Der Datenaustausch muss eingerichtet werden.

  5. Bestückung des Shops

    Die Warenpräsentation in einem Online-Shop passiert mit Daten: woher bekommen Sie die Details zu den Produktinformationen, Produkt-Fotos und Produktbeschreibungen? Idealerweise alles schon digital.

Marketing: Den Shop bekannt machen

  1. Shop SEO

    Suchmaschinenoptimierung (SEO) gibt es nicht nur für Homepages. Artikel in Online-Shops werden von Google und Co. gesichtet. Hier gibt es spezielle Formen der Optimierung, die Artikel aus Ihrem Shop zusätzliche Betrachter sichern können.

  2. Online-Werbung

    Für ein stationäres Ladengeschäft wird in der Regel Werbung gemacht. Das geht auch für Ihren Online-Shop – in verschieden Formen.

Die Eröffnung: Die Kunden kommen

Ein großer Meilenstein ist geschafft. Ein gutes Stück Wegstrecke liegt bereits hinter Ihnen, und jetzt beginnt der Shop-Alltag. Ab hier wird sich zeigen, wie gut Ihre Prognosen waren. Beobachten Sie, was in Ihrem Shop passiert. So lernen Sie, was schon gut an Ihrem Shop funktioniert und was verbessert werden kann.